East-West in Rhythm
1991 erschien ein Erfahrungsbericht meiner bisherigen Studien indischer Percussion als Buch unter dem Titel East-West in Rhythm.
Nach dem Abschluss meines Studiums in klassischem Schlagzeug bei Professor Fink an der Hochschule für Musik Würzburg studierte ich indische Percussion und Tabla bei verschiedenen Meistern wie Aneesh Pradhan, Arjun Shejwal, Suresh Talwalkar und Zakir Hussain, der auch das Vorwort für mein Buch schrieb.
East-West in Rhythm habe ich seitdem als Bezeichnung für meine Workshops, Projekte und schließlich meinen YouTube-Kanal beibehalten.
Dieses Wort spiegelt meine Intention am besten wider, nämlich die Verbindung indischer und westlicher Percussion.
Diese Verbindung schaffe ich durch Übernahme von Spieltechniken und rhythmischen Strukturen, wie zum Beispiel asymmetrische Gruppierungen
in Drum-Grooves oder Drum-Solos und Spieltechniken wie der Tabla-Roll auf Conga. Diese Fusion lässt immer wieder neue musikalische Ideen entstehen.
Aus einem Teil des Materials entstand schließlich unter der Mitarbeit von Maria Alt eine Serie von Videos auf meinem YouTube-Kanal.
Damit sollen Drummern, Percussionisten und andern an Rhythmik interessierten Musikern die Ergebnisse der fruchtbaren Beziehungen meinen Studien in westlicher und östlicher (hier: indischer) Musik präsentieren.
Mein Weg zu East-West in Rhyhtm
Schon immer übte die indische Musik eine Faszination auf mich aus. Zuerst geschah das intuitiv
durch Hören ohne bewusste Analyse. Beeindruckende Beispiele dafür boten das Konzert von Ravi Shankar in Woodstock 1969 oder beim Fextival auf der Isle of Wight 1970 mit einem langen Solo von Ustad Alla Rakha auf der Tabla in Jhaptala (10 Beats). Weiter die Aufnahmen von John Mclaughlins Projekt Shakti Mitte der 1970er Jahre mit komplexen Themen und halsbrecherisch anmutenden Frage-Antwort Spielen der Musiker untereinander.
Damals war ich noch Schüler und beginnender Schlagzeugstudent, der seine ersten klassischen Etüden auf der Snare Drum lernte und in einer Rockband spielte. Mit indischer Musik hatte ich außer Hören noch nichts zu tun.
Das änderte sich 1985, nach Abschluss meines klassischen Schlagzeugstudiums, als ich meine indische Frau Banoo kennenlernte. Sie lud mich nach Mumbai ein, wo ich wenig später meinen ersten Unterricht in Tabla Aneesh Pradhan im indischen Musikinstitut Sangit Mahabharati nahm.
Dies war der Beginn einer langen Reise, die noch nicht zu Ende ist. Jetzt begann die bewusste Auseinandersetzung mit einer neuen Musikkultur. Bereits das Lehrer-Schüler Verhältnis (Guru-Shisya) ist völlig anders gestaltet als im Westen und Spiritualität spielt eine große Rolle.
Hilfsmittel wie die westliche Notation entfallen, die Überlieferung geschieht durch mündliche Überlieferung der Silbensprache von Lehrer zu Schüler. Damit sind jede Taktart und komplexe rhythmische Strukturen realisierbar.
Durch das westliche Lernsystem geprägt versuchte ich, auf mich selbst gestellt, möglichst viel aufzunehmen und im Kopf zu behalten, um es dann westlich zu notieren. Das war ein oft frustrierender Prozess, bei dem mir niemand helfen konnte.
Auch waren die indischen Trommel-Gurus nicht unbedingt die Geduldigsten. Sie unterrichteten ausschließich über die rhythmische Silbensprache, die ich daher natürlich auch lernte. Aber um das alles zu erinnern musste ich es irgendwie aufschreiben und beide Arten des Lernens miteinander verbinden.
Diese Erfahrungen bildeten die Grundlage für East-West in Rhythm und den Grund zum Schreiben meines Buches in Zusammenarbeit mit dem berühmten Tablaspieler Zakir Hussain im Jahr 1991.
In meinem Buch transkribierte ich komplexe Tablakompositionen für das Drum Set. Auf diese Weise sollen sie einem westlichen Drummer leichter zugänglich werden.
Dies wurde auch auf verschiedenen CD-Aufnahmen dokumentiert, das erstemal 1989. Unter der Leitung von Jochen Sponsel und mit dem bekannten Toningenieur Walter Qintus nahm ich damals mit dem Windfall Percussionensemble der Berufsfachschule Dinkelsbühl auf.
Auch bei eigenen Bandprojekten wie z.B. Chakra setzte ich meine East-West Erfahrungen musikalisch um.
Schließlich entstanden Workshops und zuletzt meine Dokumentation auf Youtube.
Der Lernprozess hat kein Ende, bleibt aber spannend und ist dadruch Quelle immer wieder neuer Inspiration.